Integration von Flüchtlingen


 Handlungsleitfaden für den Umgang mit neuankommenden flüchtenden Menschen an der KGS Fußfallstraße Merheim

 

„Nicht da ist man daheim, wo man seinen Wohnsitz hat, sondern wo man verstanden wird.“

(Christian Morgenstern, deutscher Schriftsteller)

 

Der Umgang mit ankommenden Flüchtlingsfamilien

 

Flüchtende Familien haben meist eine Vielzahl an Erfahrungen gemacht, die sie als besonders belastend bewerten. So sind traumatisierende Ereignisse, Traurigkeit und Trauer, die Orientierung in einer neuen und fremden Kultur, ein Leben in Armut und die mangelnde Ausdrucksfähigkeit aufgrund der Sprachbarriere manche der vielfältigen Herausforderungen, mit denen die Menschen häufig konfrontiert sind. Aus diesem Grund sollte ein Unterstützungsangebot auf mehreren Ebenen ausgebaut werden, das sowohl Eltern als auch Kinder betrifft und mehrere Bereiche innerhalb der Schule einbindet.

 

Vorbereitung – Was sollte passieren, bevor die Menschen ankommen?

 

Bei der Anmeldung in der Schule, bzw. dem damit verbundenen Erstgespräch soll eine*r der Schulsozialarbeiter*innen anwesend sein, sodass die Eltern auch Gesichter der jeweiligen Ansprechpartner*innen haben. Um die Struktur der Schule zu verstehen, bietet es sich an, mit den Eltern eine gemeinsame Schulbegehung zu machen. Diese wird mit dem Kind nochmal einzeln durchgeführt, wobei nur auf die relevantesten Orte eingegangen werden soll, um eine Überforderung zu vermeiden.

 

Aufklären – Welche Informationen benötigen die Eltern für ein gutes Ankommen?

 

Zu Beginn stellt sich die Frage, wo und in welchen Verhältnissen die Familie untergebracht ist. Dementsprechend können die Schulsozialarbeiter*innen der Schule insofern unterstützen als dass sie ein Netzwerk an Helfer*innen haben und die Familien an diese weitervermitteln können. So können beispielsweise gepackte Schulranzen für Flüchtlinge (beim Verein Tatort – Straßen der Welt e.V.) angefragt werden, aber auch Kontakte zu Flüchtlingsberatungsstellen, Sprachkursen, Migrationsberatung, etc. Zudem beraten die Schulsozialarbeiter*innen, wenn es um weitere Unterstützungsbedarfe der Familien geht (z.B. Bildungs- und Teilhabepaket, Fragen zum Leben in Deutschland, etc.)

 

Zudem sollte den Eltern erläutert werden, dass die Einstufung ihrer Kinder in die Klassen nur ein vorübergehender Status ist und aufgrund einer ersten Einschätzung erfolgt. So könnte es sein, dass die Kinder möglicherweise in andere Klassenstufen eingeordnet werden, wenn die die Lehrkraft den Eindruck hat, dass Inhalt und/oder Struktur des Unterrichts das Kind überfordern. Um eine durch die „Zurückstufung“ hervorgerufene Kränkung zu vermeiden, soll die vorläufige Einordnung durch die Lehrer*innen bei Unsicherheit eher eine Jahrgangsstufe geringer als geplant erfolgen.

Es ist außerdem zu überlegen, ob und inwieweit vorerst individuell geregelte Unterrichtszeiten für die Kinder förderlich wären und ob der volle Stundenumfang zu Beginn der Eingewöhnungszeit de facto geleistet werden soll.

 

Zudem ist es wichtig zu erwähnen, dass die jeweilige Klassenleitung der Klasse, in der sich das Kind befindet, nicht Hauptansprechpartner*in ist. Stattdessen ist der/die jeweilige VK-Lehrer*in gleichzeitig Klassenlehrer*in des Kindes. Diese ist eine wichtige Bezugsperson für das Kind und Ansprechpartner*in für die Eltern, weshalb eine gute und regelmäßige Kommunikation zwischen den Beteiligten erfolgen sollte.

 

Doch auch außerhalb der Schule sollten Eltern einen Eindruck davon bekommen, wen sie in ihrer direkten Umgebung ansprechen können und sich ein eigenes Netzwerk im Stadtteil aufbauen. Hierbei könnten Institutionen wie das Jugendamt in Kalk oder das Merheimer Treff interessant sein.

 

Begleiten – Wie kann den Schüler*innen das Ankommen erleichtert werden?

 

Neben einer grundlegenden positiven Haltung, die von Wertschätzung, Empathie und Sicherheit geprägt ist, stellen auch ein strukturierter Tagesablauf und klare Absprachen zwischen den Beteiligten ein wichtiges Kriterium für eine gute Eingewöhnung dar.

 

Die Klassenleitung soll versuchen das Kind in die Klassengemeinschaft integrieren und ihm unterstützend zur Seite stehen. Zudem ist es ihre Aufgabe, den Fachlehrer*innen mitzuteilen, dass ein Kind mit Fluchterfahrung neu in der Klasse ist, sodass auch diese adäquat und sensibel darauf reagieren können.

 

Außerdem sollen die Sozialarbeiter*innen der Schule insofern unterstützen, als dass sie das Kind in der ersten Woche während der Eingewöhnungsphase durch eine Begleitung unterstützen. Hierbei ist eine genaue Absprache zwischen Klassenleitung und Schulsozialarbeiter*innen notwendig, um mit einen problemlosen Raumwechsel zwischen den Schulstunden zu gestalten. Außerdem sollen sie einen Schulrundgang mit dem Kind machen, ihm die Räumlichkeiten und wichtige Ansprechpartner*innen der Schule darlegen und auch (wenn möglich) die Integration in die Klassengemeinschaft fördern. Im Einzelfall kann von den Sozialarbeiter*innen entschieden werden, ob eine Einzelförderung im Hinblick auf sozial-emotionale Kompetenzen Sinn macht, wobei hierbei auch das Kennenlernen und der Beziehungsaufbau im Fokus stehen können.

 

Zudem werden die Sozialarbeiter*innen Listen erstellen, in denen aufgeführt sein wird, welche Kinder der Stufen 3 und 4 weitere Sprachen neben Deutsch beherrschen. Je nach Bedarf können diese Kinder ein angemessenes (!) Maß an Übersetzungsunterstützung leisten und zwischen den Schüler*innen untereinander, aber auch im Gespräch mit den Lehrer*innen vermitteln.

 

 

Unterstützung – Wie können die Familien längerfristig unterstützt werden?

 

Es sollen Beratungsgespräche durch die Schulsozialarbeiter*innen angeboten werden, die auf Freiwilligkeit basierend von den Eltern in Anspruch genommen werden können. In welchen Abständen diese nötig sind erfolgt nach einer Beurteilung im Einzelfall und einer gemeinsamen Absprache mit den Eltern.

 

Zudem sollen die Schulsozialarbeiter*innen nach etwa 3 Wochen das Gespräch mit der Klassenleitung und der VK-Klassenleitung suchen und sich mit ihnen über die Entwicklung und Integration des Kindes austauschen. Bei vorliegenden Defiziten sollen hierbei gemeinsam Ideen und Möglichkeiten für die Entwicklung des Kindes erörtert werden.